Wie bist du auf die Idee gekommen, die DreadFactory zu Gründen?
Es gab damals schlichtweg niemanden, an den ich mich wenden konnte, um professionelle Tipps für meine Dreads zu bekommen. Friseure hatten immer ein großes Fragezeichen im Gesicht, wenn ich sie nach Dreadlocks fragte und die Dame im Afroshop riet mir, es einfach mal selbst zu versuchen. Nachdem ich mich in die Materie eingelesen und diverse Selbstversuche gestartet hatte, aus denen ich teilweise auch schmerzlich lernte, wollte ich anderen einen zuverlässigen Ansprechpartner für professionelle Dreaderstellung bieten. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich Dreadlocks erstellen geradezu meditativ finde und immer gut dabei abschalten kann. Mein Traumjob.
Wie lange machst du schon Dreads und seit wann schulst du andere Dreadmacher?
Ich arbeite an und mit Dreads seit ich zusammen mit einer Freundin meine ersten Dreads erstellt habe. Das muss ungefähr 2005 gewesen sein. Seit 2009 teile ich meine Erfahrung und gebe mein Wissen an andere Dreadstylists weiter. Mittlerweile habe ich über 150 Menschen, darunter überwiegend Frauen, dabei geholfen, sich als Dreadstylist*in selbständig zu machen. Das ist ein tolles Gefühl, gerade weil die meisten Gründer*innen heutzutage immer noch männlich sind.
Was ist eigentlich für dich das besondere an Dreadlocks?
Dreadlocks sind nicht nur eine Art, das Haar zu tragen, sondern sind auch ein Statement, das jeder persönlich für sich setzt. Sie sind für mich etwas sehr individuelles, was die Gabe hat, das Innere eines Menschen nach außen hin auszudrücken. Ich finde es bemerkenswert, wie sich Dreads auf die Persönlichkeit eines Menschen auswirken können und wie abgefahren cool sie die Außenwirkung eines Menschen beeinflussen. Dabei ist es ganz gleich, welche Hautfarbe, Sexualität oder welches Geschlecht die/der Dreadhead hat. Wenn es um Dreadlocks geht, kommen mir Worte wie Freiheit, Ursprünglichkeit, Beständigkeit und Selbstbewusstsein in den Sinn. Wichtig dabei ist, dass Dreadlocks niemals gleich aussehen und jeder Kopf wirklich ganz anders ist.
Dein Wunsch für die Zukunft?
Ich würde gerne mein ganzes Leben lang selbständig arbeiten können. Ich weiß, dass es ein totales Privileg in der heutigen Zeit ist, sein Hobby als Beruf ausüben zu können, aber ich schätze es wirklich wirklich sehr, dass ich diese Möglichkeit habe. Gerne würde ich noch viele weitere coole Projekte mit meinen Freunden umsetzen. Quasi bis wir graue Dreads haben und in unseren Schaukelstühlen in unseren Schrebergärten sitzen.