Schimmeln Dreads?

Oft werden wir mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Dreadlocks sehr schnell Schimmel bilden können, vor allem wenn sie feucht werden.
Aber stimmt das eigentlich? Praktischerweise ist unsere ehemalige Teamkollegin Iris aus Basel ausgebildete Chemielaborantin und hat für uns ein kleines Experiment gewagt.

Alles nur ein Gerücht?

Dass Dreadlocks unter Feuchtigkeit anfangen sollen zu schimmeln, hat sicherlich jeder schon mal gehört. Handelt es sich dabei nur um ein Gerücht oder ist tatsächlich etwas Wahres daran? Können Haare überhaupt schimmeln? Wenn ja, welche Grundvorraussetzungen müssen gegeben sein?
Reicht Feuchtigkeit alleine? Diese Fragen hat sich unsere Dreadfactory Mitarbeiterin Iris aus Basel gestellt und direkt unter Laborbedingungen ein Experiment gestartet. Hier ihre gekürzten Ausführungen dazu. Einen Downloadlink zum PDF mit dem vollständigen Experiment und Bildern findet ihr weiter unten.

Ein Experiment

VORANGEHENDE GEDANKEN, THESE
Schimmel benötigt geeignete Nährstoffe, Feuchtigkeit und günstige Temperaturen (der Temperaturbereich für Wachstum liegt bei -10 bis 60°C, wobei die meisten Schimmelpilze bei 20- 25°C optimal gedeihen). Meine Vermutung ist, dass dem Schimmel in sauberen Haaren die Nährstoffe fehlen, da die Haare aus schlecht aufschliessbaren organischen Materialien bestehen.
Denkbar ist, dass lang anhaltende Feuchtigkeit die Haare aufweichen und dadurch ggf. Nährstoffe für Schimmel zugänglich machen könnte. Im folgenden Versuch will ich aber nachweisen, ob Schimmel ohne einen längeren vorangehenden Verrottungsprozess auf Haaren wachsen kann.

Versuchsaufbau

Eine saubere Dreadlock-Verlängerung wird vollständig nass gemacht und in ein Wasserglas gestellt, in dem sich ca. 1cm hoch Wasser befindet. Das Wasserglas wird vollständig mit Klarsichtfolie bedeckt. Alle 3 Tage wird das Glas kurze Zeit geöffnet, die Dreadverlängerung herausgenommen, das Wasser abgeschüttet und neues Wasser eingefüllt. Die Dreadverlängerung wird jedoch nicht gewaschen.
Im Glas herrscht dadurch eine konstante Luftfeuchtigkeit von annähernd 100% (erkennbar z.B. an der beschlagenen Innenseite des Glases und dem Kondenswasser an der Klarsichtfolie). Schimmel benötigt nur sehr wenig Sauerstoff; durch die Öffnung alle 3 Tage kommt genug Sauerstoff in das Glas.

Durchführung

Ich unterteile die Dreads in drei Zonen und beobachte sie über einen Zeitraum von 15 Tagen. Für die Untersuchung fertige ich mikroskopische Präparate aus allen 3 Zonen und aus dem Wasser, das aus der Zone 3 heraustropft, an. Die 3 Zonen untersuche ich auf Schimmel; das Wasser zusätzlich auch noch auf Bakterien. Ich färbe die Präparate mit etwas handelsüblicher Tinte an, um einen besseren Kontrast zu erzielen; das ist eine gängige Praxis bei der mikroskopischen Untersuchung von Pilzen.
Ich untersuche die einzelnen bei einer 100-1000 fachen Vergrößerung.

Ergebnis

Selbst unter extrem günstigen Bedingungen kann Schimmel nicht einfach so auf Haaren wachsen. Die Wachstumszeit war mit 15 Tagen sehr grosszügig bemessen; ich sehe durch diesen Versuch meinen Verdacht erhärtet, dass Schimmel nicht in der Lage ist, aus gesunden Haaren die notwendigen Nährstoffe zu beziehen. Die chemische (nicht die mechanische!) Struktur der Haare müsste zuerst durch andere Zerfallsprozesse aufbrechen; wie lange das dauert oder welche Bedingungen dafür gegeben sein müssen, bleibt noch ungeklärt.
Falls also Dreads schimmeln, muss stark davon ausgegangen werden, dass sie verunreinigt sind, z.B. durch Lebensmittelreste.

 

Can dreadlocks get mouldy?

Have you ever heard that dreadlocks will easily start to get mouldy? We at DreadFactory have decided to test that rumour. Our ex team member Iris from Basel is a laboratory chemist and has done a few experiments on mould and dreads.

The rumour

The rumour that dreadlocks will easily get mouldy if they’re humid for too long is probably something that most of you have heard of before. However, is it even possible for hair to go mouldy? And if so, which circumstances are needed in order to actually produce mould on locks?

Following, you will find a short over the experiments that Iris did. If you would like to read a more in-depth analysis and to see some pictures, you can download a PDF with the detailed experiment in the link below.

Initial hypothesis

Mould needs a proper climate to grow: It prefers a humid climate and can grow in temperatures ranging from -10 to about 60 degrees (although it prefers temperatures between 20-25 degrees). It also needs a steady supply of nutrients in order to have optimum growing conditions. It is possible that in clean hair, this nutrient supply is missing because the cuticle layer is intact and hard to penetrate for mould.

Maybe constant humidity is able to somewhat soften the hair structure and to allow mould to access the nutrients in human hair. In this experiment, I will try to find out if mould can grow on hair without a previous long-term process of rotting.

Experimental setup

First, a brand-new dreadlockextension is wetted and put into a glass filled with about 1cm of water. The glass will then be covered in plastic foil, every three days the foil will be removed in order to replenish the water, however without cleaning the extension in between. This way, a near-constant humidity of close to a 100% can be achieved, which can be observed on the inside of the glass and on the foil itself. Mould actually needs very low levels of oxygen so the quick removal of the foil provides adequate amounts of new oxygen.

Procedure

The extension is divided into three sections and observed over 15 days. After those are over, I will take probes from each part of the lock and test them for mould under a microscope. The water is also tested, both for mould and bacteria. The probes are coloured with ink in order to achieve high contrasting, which is a standard of practice for microscopic analysis of fungi. Each probe is looked at with 100 – 1000x magnification under the microscope.

Results

Even in these conditions mould can’t simply grow on hair. The 15 days were already quite a liberal amount of time for this experiment. My conclusion is that under normal circumstances, it’s not possible for mould to grow on hair due to lacking nutrients. If it was to do so, the hair structure would first need to be damaged on a chemical level, not on a purely mechanical one. It remains to be seen what conditions would be able to actually make dreadlocks mould. It’s quite likely that if locks do actually smell mouldy this isn’t based on the hair structure itself but instead caused by dirt like remains of food.

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