The Dread of Difference: Das Gender-Thema

Das Innen und das Außen

Die meisten werden es kennen: man steht vor dem Spiegel, geht durch die Stadt, nimmt andere Menschen wahr und fragt sich, wie man selbst wahrgenommen wird. Falle ich auf mit meinem Kopf voller wilder Locken? Oder schwimme ich einfach unauffällig durch die Masse der anderen Menschen?

Wie wir uns kleiden und nach außen hin geben, bestimmt leider meist, welchen Eindruck andere von uns haben. Dabei machen sich viele ganz bewusst Gedanken darüber, wie sie auf ihre Mitmenschen wirken wollen. Will ich heute das nette Mädchen von nebenan sein? Oder lieber die alternative Ökobraut? Oder doch vielleicht der Punk in schwarz und mit Lederstiefeln? Und möchte ich überhaupt als weiblich* oder männlich* gelesen werden?

Not your barbie girl

Diese Frage stellte ich mir vor kurzem bei einem abendlichen Gespräch mit meiner Mitbewohnerin. Als Kind wurde ich nie in rosa Kleider gesteckt oder mit aufwendigen Flechtfrisuren frisiert. Kleider und Röcke fand ich damals sowieso ganz schön doof. Trotzdem wurde ich als Mädchen sozialisiert und gelesen. Eine Zeit lang lief ich am liebsten in Turnschuhen und schlabberigen T-Shirts rum und trug die Haare kurz. Ich wollte nicht wie das „klassische“ Mädchen aussehen. Was dazu führte, dass ich ab und an von Fremden als Junge angesprochen wurde. Blöderweise ging mir aber auch das gegen den Strich.

Auch später konnte ich meist keinen großen Gefallen finden an den aktuellen Trends für weibliche „Teens“. Auffallen wollte ich jedoch auch um keinen Preis, also zeigte mein Kleiderschrank doch eher die sogenannte „Norm“. Die Haare wuchsen wieder in die Länge und die T-Shirts waren nicht mehr ganz so schlabberig. Gelesen wurde ich nun als Mädchen und ich machte mir auch keine großen Gedanken darüber.

Und heute? Mein Kleidungsstil ist bis heute nicht besonders ausgefallen oder extravagant. Aber ich habe gelernt, mich mit dem zu kleiden, in dem ich mich wohl fühle. Und das muss nach außen nicht auf den ersten Blick mit Weiblichkeit assoziiert werden. Je nach Lust und Laune, nach Wetter, Sonnenstand oder Planetenkonstellation trage ich, was mir gefällt. Ob Rock, Bluse, Cargohose oder Schlabberpulli. 

Lange Haare, kurze Haare – typisch Mann, typisch Frau

Die Frage, die ich mir mit meiner Mitbewohnerin stellte, bezog sich vor allem auf die Außenwirkung meiner Dreads. Kurze Haare werden in unserer Gesellschaft häufig mit Männlichkeit verbunden, lange Haare hingegen oft mit Weiblichkeit assoziiert. Und wie sieht es mit den Dreadlocks aus? Mein Eindruck ist bisher, dass bei dieser Frisur weniger unterschieden wird zwischen „typisch weiblich“ oder „typisch männlich“. Egal ob lange oder kurze Dreads, kein Geschlecht ist besonders davon geprägt. Vielmehr als irgendwelche Geschlechter werden vielleicht Eigenschaften wie „öko“ oder „alternativ“ damit verbunden. Für mich eine gute Möglichkeit, mich nicht in das binäre Geschlechtersystem einzuordnen. 

Natürlich ist mein Stil eine Methode, mich nach außen zu präsentieren . Für viele sicherlich auch ein Medium, um sich mitzuteilen. Nicht ohne Grund gibt es unendlich viele verschiedene Modestile, von Gothic über Emo, Hippie, Punk, Androgyn bis hin zur Freikörperkultur, die verschiedenste Denk- und Lebensarten repräsentieren können.

Für mich ist mein Dreadhead jedoch vor allem eins: Freiheit. Ich muss mich keinem gesellschaftlichen Druck anpassen, nicht durch mein Äußeres eine Aussage über mein Geschlecht machen. Und sollte ich heute mal als männlich gelesen werden oder merken, dass mein Gegenüber diesbezüglich unsicher ist, dann bringt mich das eher zum Schmunzeln und nicht mehr auf die Palme.

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